BarCuts – Schneller, kontextbasierter Zugriff auf Kurzbefehle in macOS

Schmuck Bild zeigt einen minimalistischen Schreibtisch in monochromer Farbgebung. Auf dem Tisch steht ein iMac-Computer mit einem modernen Interface auf dem Bildschirm, das verschiedene digitale Elemente und Menüs anzeigt. Neben dem Computer befindet sich eine drahtlose Tastatur und eine Maus auf einem Mauspad. Zu sehen sind auch ein Notizbuch, ein Stift, eine kleine Pflanze in einem Topf und eine Tasse mit Untertasse. Darüber hängt ein zusätzliches quadratisches Display, das einige Schaltflächen und ein rundes Anzeigeelement zeigt. Die Wand im Hintergrund ist mit vertikalen Linien und abstrakten Mustern dekoriert.

Carlo Zottmann soll­te den Leserinnen und Lesern die­ses Blogs bereits ein Begriff sein, da ich sei­ne Applikationen, die den Funktionsumfang von Apple Shortcuts erwei­tern, schon häu­fi­ger erwähnt habe. Ich nut­ze Kurzbefehle, die mit Hilfe von Actions for Obsidian und Browser Actions erstellt wur­den, täg­lich und möch­te die­se klei­nen Helfer nicht mehr mis­sen.

Ein Problem wird jedoch mit der wach­sen­den Zahl von Kurzbefehlen, ins­be­son­de­re unter macOS, immer offen­sicht­li­cher: Der Zugriff ist auf dem Mac nicht opti­mal gelöst. Das Teilen-Menü erfor­dert zu vie­le Klicks, und das Anpinnen an die Menüleiste, das ich bevor­zu­ge, ist eben­falls nicht ide­al. Die Anzahl der mög­li­chen Einträge ist begrenzt, es gibt kei­ne Möglichkeit zur Strukturierung und – noch schlim­mer – es wer­den immer alle Kurzbefehle ange­zeigt, unab­hän­gig davon, ob sie im aktu­el­len Arbeitskontext sinn­voll sind oder nicht.

Diese Probleme sind offen­bar auch Carlo auf­ge­fal­len, der vor eini­gen Wochen ein Beta-Programm für sei­ne neue Applikation BarCuts ankün­dig­te. Diese soll­te dies­mal pri­mär nicht Aktionen für die Automatisierung von Browsern oder Obsidian anbie­ten, son­dern die Probleme des schnel­len und kon­text­ba­sier­ten Zugriffs auf Kurzbefehle lösen. Keine Frage also, ich habe mich sofort am Beta-Programm betei­ligt. Mittlerweile ist die Beta-Phase vor­bei; gera­de wur­de Version 2025.2.0 ver­öf­fent­licht. Es wird also Zeit, ein paar Zeilen dar­über zu schrei­ben.

Anmerkung: In BarCuts ver­wen­det Carlo den Begriff Workflow anstel­le von Apple Kurzbefehle. Diese Bezeichnung trifft den Kern eigent­lich bes­ser, denn letzt­lich han­delt es sich bei Kurzbefehlen um auto­ma­ti­sier­te Arbeitsabläufe. Ursprünglich hieß auch die App, die Apple 2017 über­nom­men hat, „Workflow“ – dar­aus wur­de spä­ter die Kurzbefehle-Applikation. Im wei­te­ren Verlauf des Artikels wer­de ich an Carlos den Begrifflichkeit „Workflow“ hal­ten.

Installation

BarCuts lässt sich von der Webseite ActionsDotWork her­un­ter­la­den und kann zunächst 14 Tage lang getes­tet wer­den. So bleibt aus­rei­chend Zeit, um sich in Ruhe von den Features über­zeu­gen zu las­sen. Aktuell (Mai 2025) gibt es BarCuts auch in Carlos Store zum Einführungspreis. Wie schon erwähnt, bin ich ein inten­si­ver Nutzer der ande­ren Applikationen von Carlo und kann nur emp­feh­len, sich auch die­se genau­er anzu­schau­en.

Die Installation ist ein­fach: Nach dem Herunterladen auf das Image kli­cken, dann die Applikation in den Programme-Ordner kopie­ren, von dort aus star­ten und eini­ge Sicherheitseinstellungen anpas­sen. Dabei führt BarCuts Schritt für Schritt durch alle not­wen­di­gen Einstellungen. Die Sicherheitsabfragen sind not­wen­dig, da BarCuts auf einen Ordner im Library-Verzeichnis zugrei­fen muss und die Berechtigung benö­tigt, Kurzbefehle aus­zu­füh­ren.

Die Applikation ist eine Menüleisten-Applikation, die nach dem Starten im Hintergrund läuft. Ein klas­si­sches Applikationsfenster exis­tiert nicht. Beim Start der Anwendung öff­net sich ein Dialogfenster mit den fol­gen­den Inhalten:

  1. HowTo – Bietet eine kur­ze Hilfestellung zur Verwendung von BarCuts.
  2. License – Hier kann der Lizenzschlüssel gekauft und ein­ge­ge­ben wer­den.
  3. Settings – Zeigt die mög­li­chen Einstellungen an.
  4. About – Diverse Links zu zusätz­li­chen Informationen, ins­be­son­de­re zur eng­lisch­spra­chi­gen Dokumentation und zum Forum.
Anleitung zur Nutzung von BarCuts auf dem Mac: In der Kurzbefehle-App wird die Aktion „BarCuts Tagger“ hinzugefügt, um einen Workflow im Menü anzuzeigen, wenn z. B. Safari aktiv ist. Der Screenshot zeigt den Shortcuts-Editor mit einem Beispiel-Workflow und der aktivierten Aktion für Safari.

Außerdem erscheint das BarCuts-Icon in der Menüleiste, das im Beispielbild unten bereits mit eini­gen Workflows bestückt ist.. Sobald das Dialogfenster geschlos­sen wur­de, kann es jeder­zeit direkt über das Menü wie­der auf­ge­ru­fen wer­den.

Aufgeklapptes BarCuts Menu

Wie funktioniert BarCuts?

Die Idee hin­ter BarCuts ist, dass jeder Workflow, der über das BarCuts Menü gestar­tet wer­den soll, mit einem „Tag“ ver­se­hen wird. Dazu erwei­tert BarCuts die Kurzbefehle-Applikation von Apple um die Aktion BarCuts Tagger, mit der einem Workflow Metadaten hin­zu­ge­fügt wer­den. BarCuts ver­wen­det dann die­se Metadaten, um im Menü, unter ande­rem abhän­gig von der aktu­ell akti­ven Applikation, dyna­misch zusam­men­zu­stel­len.

Das Beispiel zeigt einen Workflow, den ich im Artikel „Kleine Einführung in die Verwendung von „Browser Actions’ ” beschrie­ben habe. Durch die ein­ge­füg­te „BarCuts Tagger“-Aktion wird die­ser Workflow nur im Menü ange­zeigt, wenn Safari aktiv ist:

Das Bild zeigt einen Workflow, d der den Amazon Preisverlauf einen Produktes anzeigen soll. Damit er im Menü erscheint, ist dem Workflow die Tagger Actionvon BarCuts vorangestellt.

In die­sem Beispiel habe ich die Aktion „BarCuts Tagger“ am Anfang des Workflows ein­ge­fügt. Theoretisch könn­te sie an jeder belie­bi­gen Stelle plat­ziert wer­den. Ich set­ze sie jedoch meist an den Anfang, da der Editor sonst ver­sucht, Platzhalter auto­ma­tisch mit Werten zu bele­gen, die man anschlie­ßend müh­sam von Hand anpas­sen müss­te.

Die Aktion „BarCuts Tagger“ bie­tet fol­gen­de Optionen:

Das Bild zeigt die unterscheidhen Optionen des BarCuts Taggers
  1. Wie im Beispiel gezeigt, wird der Workflow nur ange­zeigt, wenn Safari aktiv ist.
  2. Ähnlich wie oben, aller­dings erscheint der Workflow in einem Untermenü mit dem Namen „Web“.
  3. Der Workflow wird in jeder Applikation – auch im Finder – ange­zeigt.
  4. Mit die­ser Einstellung wird der Workflow immer ange­zeigt, aller­dings in dem Untermenü „Tools”.

Es ist mög­lich, meh­re­re „BarCuts Tagger“-Aktionen in einen Workflow ein­zu­fü­gen. So kann ein Workflow bei­spiels­wei­se für ver­schie­de­ne Browser getaggt wer­den. Wenn meh­re­re Workflows in einem Untermenü erschei­nen sol­len, muss ledig­lich der Name des Untermenüs iden­tisch ange­ge­ben wer­den. Es ist außer­dem mög­lich, einen Workflow in einem Untermenü nur dann anzu­zei­gen, wenn eine bestimm­te Applikation aktiv ist, wäh­rend ande­re Einträge des Untermenüs in jeder Applikation ver­füg­bar sind.
Diese Einstellungen bie­ten eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Individualisierung.

Bild zeigt ein Beispiels BarCuts Menü. Weitere Beschreibung im Text

Das obi­ge Beispiel zeigt ein BarCuts-Menü, das in fol­gen­de Bereiche unter­teilt ist:

  • Workflows für die akti­ve Applikation
  • Workflows, die in allen Applikationen ver­füg­bar sind
  • Ein aus­blend­ba­rer Hilfetext
  • Funktionen zum Öffnen des BarCuts-Dialogfensters und der Einstellungen
  • Option zum Beenden von BarCuts

Dass der Workflow „Dieser Kurzbefehl tanzt auf allen Hochzeiten“ in jedem Bereich des Menüs erscheint, liegt dar­an, dass ich ihn für das Beispielbild mit ver­schie­de­nen Darstellungsoptionen ver­se­hen habe.

Der Einstellungsdialog

Bild zeigt den Setting Dialog von BarCuts. Weitere Beschreibung im Text

Der Einstellungsdialog bie­tet die fol­gen­de Optionen:

Menu bar hotkey

Der ers­te Punkt dürf­te beson­ders Freunde der Tastatursteuerung erfreu­en: Hier lässt sich ein Tastenkürzel zum Aufruf des Menüs defi­nie­ren. Einfach in das Feld kli­cken und die gewünsch­te Tastenkombination drü­cken – nun öff­net sich das Menü jeder­zeit wenn die Tastenkombination gedrückt wird. Mit den Pfeiltasten kann ein Workflow aus­ge­wählt und mit der Eingabetaste aus­ge­führt wer­den. Etwas ver­wir­rend: In mei­nem obi­gen Beispiel muss­te der Pfeil nach rechts benutzt wer­den, um in das links ange­zeig­te Untermenü zu gelan­gen. Ob das ein Bug bei Apple oder in der Applikation ist, bleibt offen. Grundsätzlich aber ein sehr nütz­li­ches Feature.

Show hints throughout the app

Wenn die­ser Schalter deak­ti­viert ist, wird unter ande­rem z.B der even­tu­el­le Hilfe Text, z.B. der Hinweis im Menü, nicht mehr ange­zeigt.

Show app section in menu if it’s empty

Wäre die­ser Schalter deak­ti­viert gewe­sen, wäre im obi­gen Menübeispiel der Bereich der Applikation (z.B. Safari) nicht ange­zeigt wor­den, wenn kein Eintrag für die Applikation defi­niert ist. Das Gleiche gilt für Untermenüs: Sie wer­den nur ange­zeigt, wenn sie auch tat­säch­lich Einträge ent­hal­ten, die im aktu­el­len Kontext aktiv sind. Andernfalls wer­den sie aus­ge­blen­det.

Show general section in menu if it’s empty

Wenn die­ser Schalter deak­ti­viert ist, wird der ent­spre­chen­de Bereich nicht ange­zeigt, sofern kein Workflow mit „at all times“ getaggt wur­de.

Start BarCuts on login

Ist die­ser Schalter akti­viert, wird die Applikation bei jedem Neustart des Macs auch auto­ma­tisch gestar­tet.

BarCuts vs. Kurzbefehl-Menü

Wenn in der Kurzbefehle-Applikation bei einem Workflow in den Details die Option „In Menüleiste anpin­nen“ akti­viert ist, erscheint neben dem BarCuts-Menü auch das Apple-Kurzbefehl-Menü. Mit BarCuts wird die­ses jedoch über­flüs­sig. Leider lässt sich das Apple-Menü nicht ohne Weiteres mit Bordmitteln aus­blen­den. Es gibt jedoch zwei Wege, das Apple-Kurzbefehl-Menü los­zu­wer­den:
Entweder nutzt man ein Menüleisten-Tool wie „Ice“, um das Menü aus­zu­blen­den, oder man ent­fernt bei allen Workflows in der Apple-Kurzbefehle-Applikation die Option „In Menüleiste anpin­nen“.

Weitergehende Features

Get Workflows Aktion

In der Kurzbefehle-Applikation stellt BarCuts neben der Aktion BarCuts Tagger auch die Aktion Get Workflows zur Verfügung. Diese Aktion erstellt eine Liste

  • aller getagg­ten Workflows,
  • der Workflows, die für die gera­de akti­ve Applikation getaggt wur­den,
  • sowie der Workflows, die immer ange­zeigt wer­den.

Aktuell fin­de ich es prak­tisch, damit schnell alle getagg­ten Workflows auf einen Blick auf­zu­lis­ten. Ich bin gespannt, wel­che wei­te­ren Einsatzmöglichkeiten sich für die­se Aktion noch erge­ben – momen­tan habe ich dafür noch kei­ne kon­kre­te Idee, was aber auch dar­an liegt, dass die­ses Feature ganz neu imple­men­tiert wur­de.

Kommandozeilenbefehl

Interessant fin­de ich die Möglichkeit, mit­hil­fe eines Kommandozeilen-Tools die Applikation BarCuts nach den getagg­ten Workflows abzu­fra­gen. So erhält man nach dem Aufruf im Terminal ein Ergebnis im JSON-Format. Zur bes­se­ren Lesbarkeit wur­de das Ergebnis mit dem Tool jq for­ma­tiert:

                  
$ /Applications/BarCuts.app/Contents/MacOS/barcuts-cli | jq

{
  "activeAppID": "com.apple.terminal",
  "activeAppName": "Terminal",
  "activeWorkflows": [
    {
      "fullTitle": "Terminal Workflow",
      "workflowID": "80730E88-5611-4812-9039-9E00D9145E37"
    }
  ],
  "globalWorkflows": [
    {
      "fullTitle": "Dieser Kurzbefehl tanzt auf allen Hochzeiten",
      "workflowID": "9DC37D14-D7B8-408D-95EB-DA15AD52C2D1"
    },
    {
      "fullTitle": "Resize and center active Window",
      "workflowID": "68F2216C-6336-4558-83A0-69E6A6B24FE3"
    },
    {
      "fullTitle": "Tools ≫ Dieser Kurzbefehl tanzt auf allen Hochzeiten",
      "workflowID": "9DC37D14-D7B8-408D-95EB-DA15AD52C2D1"
    }
  ]
}

Neben Informationen zur akti­ven Applikation – hier das Terminal – wer­den die activeWorkflows, also die Workflows, die nur für die Terminal-Applikation rele­vant getaggt sind, und die globalWorkflows gelis­tet. So kön­nen Shell-Skripte, aber auch zum Beispiel in Python geschrie­be­ne Tools auf die­se Metadaten zugrei­fen.

Carlo lie­fert dazu auch gleich eine Lösung für einen prak­ti­schen Anwendungsfall mit: den kon­text­sen­si­ti­ven Aufruf der getagg­ten Workflows mit­hil­fe von Alfred oder Raycast. Ich habe die Alfred-Variante instal­liert und kann nun mit Alfred ein­fach per Tastatur kon­text­spe­zi­fi­sche und glo­ba­le Workflows auf­ru­fen. Nach dem Aufruf der Alfred-Eingabezeile wird mit dem Befehl bc und der Auswahl der Option Show acti­ve Shortcut work­flows die Liste der akti­ven Workflows ange­zeigt. So wür­de ⌘P bc ⏎ r im Beispiel unten direkt den Workflow „Resize and cen­ter acti­ve Window“ aus­lö­sen.

Bild zeigt eine beispielhafte Liste vonBurCuts Workflows

So kann man die Vorteile des BarCuts-Menüs auch nut­zen, ohne Maus oder Trackpad ver­wen­den zu müs­sen. Ich bin gespannt, wel­che wei­te­ren Möglichkeiten der Automatisierung sich damit noch umset­zen las­sen.

URL-Schema (x‑callback-url)

Als drit­te Möglichkeit, die von BarCuts genutz­ten Metadaten, besteht die Option, den x‑call­back-url-Mechanismus zu nut­zen. Da ich x‑call­back-URLs bis­her kaum ver­wen­det habe, emp­feh­le ich das aus­führ­li­che Kapitel in der offi­zi­el­len Dokumentation:
BarCuts › URL Scheme (x‑call­back-url) — ActionsDotWork. Docs.

Fazit

BarCuts besei­tigt zen­tra­le Einschränkungen des Kurzbefehle-Menüs von Apple – etwa die limi­tier­te Anzahl ange­zeig­ter Workflows, die feh­len­de Kontextsensitivität und die begrenz­ten Möglichkeiten zur Menüstrukturierung. Mit der Anreicherung durch Metadaten bie­tet BarCuts eine leis­tungs­fä­hi­ge Alternative zum nati­ven Apple-Menü. Über das Kommandozeilen-Tool und die Unterstützung von x‑call­back-URLs las­sen sich Workflows auch in ande­ren Tools inte­grie­ren und wei­ter­ver­wen­den. Die Einbindung in Alfred und Raycast ist dabei ein ers­tes, viel­ver­spre­chen­des Beispiel.

Daher kann ich an die­ser Stelle nur eine kla­re Empfehlung aus­spre­chen: Wer auf macOS mit Workflows arbei­tet, für den ist BarCuts eigent­lich ein Muss.

Fediverse-Reaktionen

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