Personal Knowledge Management mit Obsidian

Das Sammeln, Organisieren und Bewerten von Informationen ist in der digi­ta­len Welt von gro­ßer Bedeutung. Dieser Prozess, auch als Persönliches Wissensmanagement oder im eng­li­schen Personal Knowledge Management (PKM) bezeich­net, ermög­licht es uns, Informationen aus ver­schie­de­nen Quellen zu sam­meln und effek­tiv zu nut­zen. Hier ist eine gro­be Übersicht dar­über, wie Wissensverarbeitung funk­tio­niert:

Bild veranschaulicht den Vorgang der Wissensverarbeitung: Inforamtionssammlung, Aufbereitung, Zusammenfassung/Editieren, Publizieren
Wissensverarbeitung: Von der Sammlung zum Publizieren (Grafik erstellt in Obsidian mit Excalidraw)

Schritt 1: Informationen sammeln

Informationen kön­nen aus einer Vielzahl von Quellen stam­men, dar­un­ter digi­ta­le Dokumente, Audio- und Videodateien sowie Bücher. Es ist wich­tig, rele­van­te Informationen zu extra­hie­ren. Was zum Schritt zwei führt.

Schritt 2: Informationen aufbereiten

Die gesam­mel­ten Informationen müs­sen auf­be­rei­tet wer­den. Zum Beispiel kön­nen wir rele­van­te Zitate aus Büchern auf Karteikarten notie­ren oder Passagen aus Videos in Textform mit Zeitmarken fest­hal­ten. Dabei geht es immer dar­um, die Aufzeichnungen in eige­nen Worten zu erfas­sen. Dabei soll­te eine Notiz auch im bes­ten Fall eine Idee reprä­sen­tie­ren.

Schritt 3: Relationen herstellen

Es ist ent­schei­dend, Beziehungen zwi­schen den ver­schie­de­nen Informationseinheiten her­zu­stel­len. Dies kann durch manu­el­les Verlinken, Kategorisierung oder Tagging erfol­gen. Auf die­se Weise ent­steht ein Wissensnetzwerk.

Schritt 4: Zusammenfassen und Publizieren

Die Informationen kön­nen nun für ver­schie­de­ne Zwecke zusam­men­ge­fasst wer­den, sei es für Präsentationen, Bücher, Blogartikel oder ande­re Veröffentlichungen.

Der oft erwähn­te Niklas Luhmann führ­te die­sen Prozess ana­log mit Karteikarten durch. Heute gibt es für die­sen Prozess eine Vielzahl von Tools, die ent­we­der hoch spe­zia­li­siert sind und auf gewis­se Aspekte fokus­siert sind oder einen vor­ge­fer­tig­ten Anlauf nahe legen oder aber als offe­nes System desi­gned sind, wel­ches ein grund­sätz­li­ches Vorgehen sehr gut abbil­det, aber erwei­ter­bar ist. Sei es durch Schnittstellen zu spe­zia­li­sier­ten Tools oder aber durch die Möglichkeit das System durch exter­ne Erweiterungen zu ergän­zen. Hier kön­nen digi­ta­le Tools wie Notion, Evernote oder Obsidian eine gro­ße Hilfe sein. Ich möch­te hier kurz auf die Obsidian App ein­ge­hen.

Die Obsidian App: Mein Werkzeug für Persönliches Wissensmanagement (PKM)

Ich nut­ze für mei­ne Zwecke die Obsidian App. In Obsidian kön­nen Notizen als Markdown-Dateien erstellt und ver­wal­tet wer­den. Die Anwendung unter­stützt aktiv dabei, die­se Notizen mit­ein­an­der in Beziehung zu set­zen, sei es durch Kategorisierung mit­tels Tags oder durch die Erstellung von Links und Backlinks.

Verfügbarkeit auf verschiedenen Plattformen

Obsidian wur­de auf Basis des Frameworks Electron ent­wi­ckelt und steht daher mit einem iden­ti­schen Funktionsumfang für Windows, Mac und Linux zur Verfügung. Zusätzlich gibt es mobi­le Anwendungen für iOS/iPadOS und Android. Zu beach­ten ist jedoch, dass die iOS/iPadOS-Version eini­ge Unterschiede in der Anwendung auf­wei­sen kann und das Featureset mini­mal abweicht. Ein bemer­kens­wer­ter Unterschied zu eini­gen ande­ren Anwendungen besteht dar­in, dass Obsidian mit loka­len Daten arbei­tet, die in einem ein­fa­chen Textformat abge­spei­chert sind. Dies bedeu­tet, dass die Nutzer die vol­le Kontrolle über ihre Daten behal­ten. Im Gegensatz dazu spei­chert bei­spiels­wei­se das belieb­te Tool Notion die Daten in der Cloud in einem pro­prie­tä­ren Format.

Erweiterbarkeit durch Themes und Plugins

Obsidian ist äußerst fle­xi­bel und erwei­ter­bar. Es kann das Programm durch die Verwendung von Themes und Plugins an die indi­vi­du­el­len Anforderungen ange­passt wer­den. Beispielsweise ermög­licht Obsidian die Integration eines Kanban Boards, das es im Standard nicht gibt, die­se Funktionalität wird durch ein Plugin aus der Community bereit­ge­stellt. Die Obsidian-Community ist äußerst aktiv und bie­tet zahl­rei­che Erweiterungen an.

Das Angebot an Integrationen von Obsidian in ande­re Dienste, wie Browser-Erweiterungen, mag noch nicht so umfang­reich sein wie bei Notion. Dennoch ent­wi­ckelt sich auch in die­ser Hinsicht eine leb­haf­te Community. Zum Beispiel ermög­licht das Browser-Plugin namens Markdownload das Speichern von Webseiten als loka­le Markdown-Dateien in einem Obsidian Vault. Darüber hin­aus soll­te die Option nicht über­se­hen wer­den, die loka­len vor­lie­gen­den Markdown-Dateien mit Hilfe von loka­len Programmen, Skripten oder Shortcuts zu bear­bei­ten. Einige mei­ner bis­he­ri­gen Beiträge bie­ten Beispiele für die­se viel­fäl­ti­gen Vorgehen.

Kostenfreiheit für den privaten Gebrauch

Für den pri­va­ten Gebrauch ist Obsidian kos­ten­frei. Die Entwicklung scheint weit­ge­hend von der Community getra­gen zu wer­den. Selbst wenn sich dies trotz der Versprechungen des CEO in Zukunft ändern soll­te, wäre das nicht so pro­ble­ma­tisch wie bei ande­ren Cloud-Diensten. Dies liegt dar­an, dass die Notizen lokal im Standardformat auf der loka­len Festplatte gespei­chert sind und nicht in der Gefahr ste­hen, auf einem abge­schal­te­ten Cloud-Dienst ver­lo­ren zu gehen.

Herausforderungen bei der Arbeit auf verschiedenen Geräten: Share vs. Sync

Der Vorteil von Obsidian, dass es eine loka­le Anwendung ist, die mit loka­len Daten arbei­tet, ist auch ein Nachteil. Bei einem cloud­ba­sier­ten System lie­gen die Daten zen­tral auf dem Server und kön­nen so leicht mit ver­schie­den Geräten syn­chro­ni­siert wer­den. Bei Obsidian muss dazu ein ande­rer Ansatz gewählt wer­den, wenn die Daten bei­spiels­wei­se auf einem iPad und einem Mac zugäng­lich sein sol­len.

Share

Es gibt zwei ver­schie­de­ne Möglichkeiten, die Obsidian-Vaults auf meh­re­ren Geräten zu nut­zen. Erstens, das Teilen eines Obsidian-Vaults, bei dem der Vault in einem Ordner eines Cloud-Sharing-Dienstes wie Dropbox, OneDrive oder dem eige­nen NextCloud-Server gelegt wird. Die Synchronisation der Daten erfolgt dabei über die jewei­li­ge Desktop-Integration. Beachten ist dabei jedoch, dass bei der Verwendung eines iOS/iPad-Geräts als ein­zi­ger Service nur die iCloud mög­lich ist, da die Obsidian iOS-Anwendung kei­ne Möglichkeit bie­tet, ein Verzeichnis außer­halb des eige­nen iCloud-Ordners zu öff­nen. Alternativ kön­nen auch ein loka­len SMB- oder Web-DAV Share, wie bei­spiels­wei­se von einer Fritzbox oder einem Synology NAS, ver­wen­det wer­den, wobei die Einschränkung für iOS-Geräte dabei eben­falls gilt.

Sync

Die zwei­te Möglichkeit ist die Synchronisation. Hierbei wer­den die loka­len Kopien der Obsidian-Daten mit einem Verzeichnis syn­chro­ni­siert auf einem Server, wie bei­spiels­wei­se ein NextCloud-Server abge­legt ist. Auf die­se Weise syn­chro­ni­siert Obsidian beim Start auf einem Gerät alle loka­len Änderungen mit den Änderungen auf dem Server und arbei­tet dann mit den neu­es­ten Dateien im loka­len Verzeichnis. Wenn Obsidian auf einem Rechner läuft, der aktu­ell eine Verbindung mit der NextCloud her­stel­len kann, kön­nen die loka­len Änderungen zu fest­ge­leg­ten Zeitpunkten wie­der hoch­ge­la­den wer­den und ande­ren Geräten zur Verfügung ste­hen. Die ein­fachs­te Möglichkeit zur Synchronisation bie­tet Obsidian selbst an, sie nennt sich Obsidian Sync, kos­tet jedoch 8 US-Dollar im Monat. Dabei sind die Daten Ende-zu-Ende ver­schlüs­selt, es gibt eine Versionshistorie und die­se Synchronisation ist schon in die Obsidian-Clients inte­griert. Es gibt auch ande­re Möglichkeiten zur Synchronisation, die jedoch etwas auf­wen­di­ger in der Einrichtung sind. Ein Beispiel ist das von mir genutz­te Plugin „remo­te­ly-save”, wei­te­re Informationen fin­den Sie hier.

Grundlagen der Bedienung

Einstieg und Hilfen

Ich wer­de hier nicht aus­führ­lich auf die Grundlagen der Bedienung ein­ge­hen, da das Internet voll von Tutorials und Erklär-Videos ist. Bei mei­nen ers­ten Schritten haben mir die fol­gen­den vier YouTube-Kanäle gehol­fen, zusam­men mit vie­len ande­ren Videos, die mir Youtube immer mal vor­schlug:

  1. Nicole van der Hoeven
  2. FromSergio
  3. Obsidian Crash Kurs von Joshua Meyer
  4. Zsolt’s Visual Personal Knowledge Management

Einige ande­re Quellen:

  1. Obsidian Help
  2. Offizielles Obsidian Forum
  3. Offizieller Discord Server
  4. Reddit /r/Obsidian

Es gibt auch vie­le Nutzer auf Medium.com, die hilf­rei­che Tipps tei­len. Leider sind die meis­ten Artikel jedoch nur mit einem Abo zugäng­lich. Es scheint ins­ge­samt eine wach­sen­de Community um Obsidian zu geben, die ver­sucht, Einnahmen aus Online-Kursen und Beratung zu gene­rie­ren.

Das User Interface

Da es bereits zahl­rei­che Einführungen gibt, wer­den wir uns hier auf das Wesentliche beschrän­ken. Die Benutzeroberfläche von Obsidian folgt einem klas­si­schen Aufbau.

Wenn Obsidian zum ers­ten Mal geöff­net wird, bie­tet ein Dialogfenster die Optionen, einen neu­en Vault zu erstel­len, einen bestehen­den Ordner als Vault zu öff­nen oder Obsidian Sync zu kon­fi­gu­rie­ren, um einen vor­han­de­nen Vault zu syn­chro­ni­sie­ren.

Erst danach öff­net sich das eigent­li­che Anwendungsfenster, hier am Beispiel der Obsidian Sandbox, die über das Hilfe-Menü gestar­tet wird und auch eine gute eng­lisch­spra­chi­ge Einführung bie­tet.

Zeigt den Home Screen des Obsidian Sandbox Vaults
Home Page des Sandbox Vaults

Der Aufbau ist klas­sisch: Auf der lin­ken Seite befin­det sich ein Dateibaum, der die Navigation durch die Struktur ermög­licht. Über die­sem Panel gibt es zwei Toolbars. Die obers­te schal­tet den Inhalt des Panels zwi­schen Verzeichnisstruktur, Suche und Bookmarks um, die zwei­te bie­tet ent­spre­chen­de Funktionen für das jewei­li­ge Panel.
Vertikal links vom Panel sind Funktionen ange­ord­net, die auch dann leicht zugäng­lich sein sol­len, wenn das Panel geschlos­sen ist. Unten links befin­den sich Funktionen, die das oben erwähn­te Dialogfenster öff­nen, die Hilfe auf­ru­fen und zu den Einstellungen füh­ren.
Der Artikelbereich links vom Panel ist für das Bearbeiten und Lesen der Notizen aus­ge­legt. Dieser Bereich kann meh­re­re Dokumente sowohl in Tabs als auch in geteil­ten Fenstern anzei­gen.
Die Toolbar über dem Text ent­hält Funktionen, die sich auf den Text bezie­hen, wie den Export, aber auch Funktionen zum Teilen des Fensters. Hier fin­den Sie auch den Toggle, der zwi­schen der Editor- und der Lesesicht umschal­tet, sowie Navigationsfunktionen.
In der Fensterleiste oben rechts gibt es einen Button, der die Tabs ver­wal­tet, und einen wei­te­ren, der ein rech­tes Panel öff­nen und schlie­ßen kann. Im Auslieferungszustand ent­hält die­ses Panel ent­we­der eine Übersicht über Links, die in den akti­ven Text füh­ren oder von ihm aus­ge­hen, eine Liste der defi­nier­ten Tags oder eine Gliederungsansicht des aktu­el­len Textes.

Generell erscheint mir die Aufteilung der Funktionen in den Toolbars etwas kon­fus, aber es gibt zum einem die Befehlspalette (⌘P), die einen schnel­len Zugriff auf alle Funktionen ermög­licht, alle Befehle kön­nen auch mit eige­nen Hotkeys ver­se­hen wer­den und es gibt natür­lich Plugins die das Chaos ord­nen oder ver­schlim­mern, ganz wie gewünscht.

Einstellungen

Der Einstellungsdialog ist klas­sisch struk­tu­riert, mit einem Navigationspanel auf der lin­ken Seite und den eigent­li­chen Einstellungen auf der rech­ten Seite.

Wie bereits erwähnt, kann Obsidian in wei­ten Teilen ange­passt und erwei­tert wer­den. Die Funktionen dafür fin­den sich in den Einstellungen. Unter der Option „Darstellung” kön­nen ver­schie­de­ne Themes gela­den wer­den. Neben den Themes kön­nen auch das Aussehen von Elementen gezielt über CSS-Anpassungen ver­än­dert und teil­wei­se erwei­tert wer­den.

Unter „Tastenkürzel” las­sen sich oft ver­wen­de­te Funktionen mit Hotkeys bele­gen. Interessant ist jedoch der Bereich der Erweiterungen. Obsidian bie­tet bereits stan­dard­mä­ßig eini­ge Erweiterungen an, von denen eini­ge stan­dard­mä­ßig deak­ti­viert sind. Einfache Features kön­nen nur ein- oder aus­ge­schal­tet wer­den, ande­re kön­nen im unte­ren Bereich unter „Obsidian-Erweiterungen” wei­ter ange­passt wer­den.

Die zwei­te Kategorie umfasst exter­ne Erweiterungen. Um die­se zu nut­zen, muss zunächst der Community-Bereich in den Einstellungen akti­viert wer­den.

Zeigt den Screen indem man die Nutzung der Community Erweiterungen ermöglicht
Dialog um exter­ne Erweiterungen frei­zu­schal­ten
Eine Beispiel Liste von Community Erweiterungen
Übersichtsseite der exter­nen Erweiterungen

Sobald dies erle­digt ist, kann die Liste der exter­nen Plugins durch­sucht wer­den. Welche Plugins Sinn machen dazu gibt es auch jede Menge VIdeos und ande­re Veröffentlichungen im Web. Man kann hier Tage ver­schwen­den sich durch­zu­kli­cken. Zunächst kann man auch ohne exter­ne Plugins gut arbei­ten. Meine Auswahl umfasst Plugins wie das Calendar, Templater, Dataview, Advanced Tables, QuickAdd, Remotely Save, Advanced URI, Pandoc, Excalidraw, um nur eini­ge der wich­tigs­ten zu nen­nen. Diese habe ich jedoch nicht alle auf ein­mal instal­liert, son­dern nach Bedarf hin­zu­ge­fügt.

Markdown

Wie bereits erwähnt, wer­den die Notizen in einem Format namens Markdown ver­fasst. Dieses Format wur­de 2004 von John Gruber spe­zi­fi­ziert und vor­ge­stellt. Es han­delt sich um ein rei­nes Textformat, in dem ein­fa­che Formatierungshinweise ver­wen­det wer­den. Zum Beispiel wird aus **Fetter Text** Fetter Text. Seine Idee dahin­ter war, eine Auszeichnungssprache zu ent­wi­ckeln, mit der schnell Texte mit die­sen Auszeichnungen erfasst wer­den kön­nen, die erst spä­ter mit einem in Perl geschrie­be­nen Tool in HTML umge­wan­delt wer­den kön­nen, in denen dann die ent­spre­chen­den Formatierungen ger­en­dert wer­den. Dies gestal­tet sich tat­säch­lich ein­fa­cher, da nur ** anstel­le von <b>Fetter Text</b> getippt wer­den müs­sen.

Auch ande­re Formatierungen sind in Markdown ein­fach umzu­set­zen. DIe Möglichkeiten der Formatierung sind jedoch im Vergleich zu Anwendungen wie Word stark ein­ge­schränkt. Was aber eher posi­tiv ist. Darüber hin­aus wird, ähn­lich wie bei HTML, der Inhalt vom Aussehen getrennt. Das Aussehen von Überschriften oder ande­ren Textformatierungen wird in einem CSS defi­niert. Am Anfang mag Markdown etwas gewöh­nungs­be­dürf­tig erschei­nen, aber mit etwas Übung ist es tat­säch­lich ein­fa­cher, Texte in Markdown in einem ein­fa­chen Editor zu schrei­ben, als in kom­ple­xen Programmen wie Word.

In Obsidian ist es auch mög­lich, HTML ein­zu­fü­gen. Komplexere, ver­schach­tel­te Tabellen sind in Markdown zwar nicht mög­lich, aber falls sie benö­tigt wer­den, wie in mei­nem Artikel hier, kann auf HTML zurück­ge­grif­fen wer­den. Es ist auch mög­lich, HTML von einer Webseite zu kopie­ren und in einer Notiz zu ver­wen­den, wobei Obsidian dies auto­ma­tisch in Markdown umwan­delt.

Vernetztes Denken mit Obsidian

Die Idee eines PKM besteht dar­in, Notizen mit­ein­an­der in Beziehung zu set­zen, und Obsidian bie­tet hier­für eini­ge unter­stüt­zen­de Funktionen:

  1. Leichte Verknüpfungen durch Wiki-Links: Obsidian ermög­licht es, beim Schreiben ein­fach Verknüpfungen zu ande­ren Notizen her­zu­stel­len, indem man Wiki-Links erstellt. Dies geschieht schnell, indem man auf dem Mac zwei­mal auf die geöff­ne­te ecki­ge Klammer drückt (⌥5). Dadurch wird nicht nur die ent­spre­chen­de geschlos­se­ne Klammer ein­ge­fügt, son­dern auch eine Liste von bereits vor­han­de­nen Notizen ange­zeigt. Wenn kei­ne ent­spre­chen­de Notiz vor­han­den ist, kann auch belie­bi­ger Text ein­ge­ge­ben wer­den, der auto­ma­tisch als Link ger­en­dert wird. Ein Klick dar­auf erstellt dann die ent­spre­chen­de Notiz.
  2. Automatische Backlinks: Backlinks wer­den auto­ma­tisch erstellt, wenn, wie oben beschrie­ben, ein Wiki-Link auf eine ande­re Seite erstellt wird. Dies bedeu­tet, dass, wenn ein Link in der Notiz auf Seite A auf Seite B ver­weist, auto­ma­tisch ein Link von Seite B auf Seite A erstellt wird. In den Einstellungen kann fest­ge­legt wer­den, ob Backlinks, wie auch die “Nicht ver­link­te Erwähnungen” in der Notiz ange­zeigt wer­den sol­len. Alternativ kön­nen sie auch im rech­ten Panel ange­zeigt wer­den.
  3. Nicht ver­link­te Erwähnungen: Dieser Bereich zeigt Notizen an, in denen Begriffe aus der aktu­el­len Notiz vor­kom­men, für die es bereits exis­tie­ren­de Notizen gibt. Mit nur einem Klick kann dann eine Verbindung zwi­schen die­sen Notizen her­ge­stellt wer­den.
  4. Verwendung von Tags und Frontmatter: Meta-Daten wie Tags und das Frontmatter, das mit Version 1.4.5 durch Properties ersetzt wur­de, kön­nen zur Vernetzung ver­wen­det wer­den. Tags sind Schlagwörter, die Notizen zu Kategorien zuge­ord­net wer­den kön­nen. Klassischerweise wir in den Betriebssystem dazu die Ordnerstruktur benutz. Tags bie­ten eine Lösung, indem sie es ermög­li­chen, Notizen im Root-Verzeichnis oder einem defi­nier­ten Notizen-Verzeichnis zu spei­chern. Mit Hilfe des Dataview Plugins kön­nen spe­zi­el­le Notizen, soge­nann­te MOCs (Maps Of Content), gene­riert wer­den, in dem dann alle Notizen mit einem spe­zi­el­len Tag gelis­tet wer­den. So kann eine Notiz, die sowohl den Tag für den Themenkreis A und auch für den Themenkreis B besitzt, in bei­den MOCs gelis­tet wer­den. Properties stel­len zusätz­li­che Attribute dar, die sich auf eine ein­zel­ne Notiz oder eine Gruppe von Notizen bezie­hen kön­nen. Beispielsweise könn­te eine Notiz für einen bestimm­ten Wein Eigenschaften wie Farbe, Traubensorte oder Geschmack haben. Diese Properties kön­nen dann zur Suche ver­wen­det wer­den, z.B. um alle Notizen mit dem Tag #wein anzu­zei­gen, bei denen die Property farbe=“rot” ist.
  5. Die Graph-Ansicht: Diese Ansicht bie­tet einen visu­el­len Überblick über das Wissensnetz. Hier kön­nen Strukturen sicht­bar wer­den, die bei der rei­nen Betrachtung ein­zel­ner Notizen mög­li­cher­wei­se nicht offen­sicht­lich sind. Damit der Überblick in gro­ßen Wissensnetzen nicht ver­lo­ren geht, kön­nen Sie das Netz fil­tern und nach Ausdrücken grup­pie­ren. Obwohl ich per­sön­lich bis­her nicht viel Nutzen dar­aus gezo­gen habe, ist die­se Funktion für die­je­ni­gen hilf­reich, die ger­ne visu­el­le Darstellungen ver­wen­den.
Zeigt den Graph View des Sandbox Vaults
Graph-View des Sandbox Vaults

Abschlussgedanken

Dieser Beitrag bie­tet ledig­lich einen klei­nen Einblick in die viel­fäl­ti­gen Möglichkeiten, die Obsidian bie­tet, um ein per­sön­li­ches Wissensnetz auf­zu­bau­en. Die Obsidian ist als offe­nes Tool design und schränkt den Benutzer nicht ein, son­dern gibt die Freiheit den eige­nen Weg für die Erstellung eines Wissensnetzes zu gehen. Es läßt sich als ein­fa­ches Tagebuch oder umfang­rei­che Buchprojekte nut­zen. Ganz gleich, ob man den Prinzipien einer bestimm­ten PKM-Schule fol­gen oder Ihren eige­nen Weg gehen möch­ten.

Da die Dateien in Obsidian ein­fa­che Textdateien sind, kön­nen sie auch außer­halb der Obsidian-Anwendung bear­bei­tet wer­den. Wenn Sie bestimm­te Dateien bei­spiels­wei­se um Properties erwei­tern möch­ten, kön­nen Sie dies mit­hil­fe eines Python-Skripts oder einer Batch-Datei tun, falls nicht schon ein Community-Plugin die gewünsch­te Funktion bie­tet. In frü­he­ren Artikeln habe ich bereits Möglichkeiten auf­ge­zeigt, wie Shell-Skripte Notizen ergän­zen kön­nen.

Ich befin­de mich selbst noch am Anfang mei­ner Reise mit Obsidian und ler­ne Schritt für Schritt dazu. Obwohl ich mich über die ver­schie­de­nen PKM-Schulen infor­mie­re, ver­su­che ich, für mich per­sön­lich das Beste aus den ver­schie­de­nen Ansätzen und Erfahrungen zu nut­zen.

Wie immer sind Kommentare herz­lich will­kom­men, sei es Kritik, Lob oder Hinweise auf even­tu­el­le fal­sche Annahmen. Bitte tei­len Sie Ihre Gedanken in dem dafür vor­ge­se­he­nen Kommentarbereich mit.

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